Französischer Staatsanwalt rügt die Geissens
Nach dem Raubüberfall in ihrer Villa bei Saint-Tropez suchen Robert und Carmen Geiss via Instagram nach zwei Männern mit deren Klarnamen – sehr zum Missfallen des zuständigen Staatsanwalts. Mittlerweile wurden die Beiträge gelöscht.
Nach dem Raubüberfall in ihrer Villa im südfranzösischen Ort Ramatuelle nahe Saint-Tropez haben Robert und Carmen Geiss am Donnerstagabend öffentlich via Instagram nach zwei Männern gefahndet – unter Nennung von deren Namen. Zuvor hatte das Millionärspaar aus Köln bereits Aufnahmen der Überwachungskameras gepostet, auf denen die mutmaßlichen Täter teils unvermummt zu erkennen waren.
Mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellten die beiden zudem ein Phantombild eines der Männer, dessen Gesicht auf Aufnahmen aus dem Eingangsbereich des Anwesens gut zu erkennen war. Inzwischen ist der Fahndungsaufruf von den Profilen des 61 Jahre alten Unternehmers und seiner ein Jahr jüngeren Ehefrau wieder verschwunden – womöglich, weil die Geissens von den französischen Ermittlern gerügt wurden.
Verletzung der Persönlichkeitsrechte?
In den am Donnerstagabend veröffentlichten Posts suchten die Geissens nach zwei Männern namens Habib K. und Khalid S. Seinen Beitrag unterlegte Robert Geiss mit dem Soundtrack des amerikanischen Action-Dramas „Top Gun“. Laut Carmen Geiss wird Habib K. auch wegen Straßendiebstählen wertvoller Uhren gesucht. Bei Khalid S. handele es sich um den Mann, dessen Aufnahmen die Geissens bereits zuvor veröffentlicht hatten.
Das Veröffentlichen von Klarnamen möglicher Tatverdächtiger ist juristisch heikel. Auch in Frankreich gilt die „présomption d’innocence“, die Unschuldsvermutung. Zudem hat das Land strenge Datenschutzvorschriften. Die Veröffentlichung der Namen Habib K. und Khalid S. in den sozialen Medien könnte als Verletzung der Persönlichkeitsrechte gewertet werden. Hinzu kommt die mögliche Behinderung der Justiz: Das öffentliche Outing der beiden mutmaßlichen Täter könnte Zeugen beeinflussen oder die Verdächtigen vor einer Festnahme warnen.
Entsprechend verärgert zeigt sich der zuständige Staatsanwalt Pierre Couttenier über das Vorgehen der Geissens. Seine Behörde in Draguignan im Département Var (Region Provence-Alpes-Côte d’Azur) leitet die Ermittlungen gemeinsam mit der Gendarmerie nationale aus Gassin, einem Ort südwestlich von Saint-Tropez. Die Ermittler nehmen an, dass vier Männer die Geissens vor knapp zwei Wochen in ihrem Wohnzimmer überfielen und dabei verletzten. Der Schaden soll rund 200.000 Euro betragen.
Auf Anfrage der F.A.Z., ob er die durch Carmen Geiss veröffentlichten Informationen über die möglichen Tatverdächtigen bestätigen könne, antwortete Couttenier: „Wenn diese Dame sich in den sozialen Netzwerken etwas zurückhalten würde, würde das die Ermittlungen wirklich erleichtern.“